Gehört? Ja. Verstanden? Nein!

Wie viel bleibt hängen von Radionachrichten?
Was Forscher fragen. Was Hörer sagen.
Und wie überraschend (manche) Radiomacher reagieren.

Wie oft eigentlich noch müssen wir reden über Verständlichkeit? Schließlich ist es  doch altbekannt: Radio muss verständlich sein. Wir müssen schreiben, texten, sprechen fürs Hören. Aber tun wir’s? Und noch viel wichtiger: Was heißt das überhaupt? Verständlich sein im Radio?

Die Sprechwissenschaftler Ines Bose, Heiner Apel und Anne Schwenke erforschen genau das. Gemeinsam mit Dietz Schwiesau, dem Wortchef von MDR Sachsen-Anhalt. Und ganz praktisch.

Einen Teil ihrer Antworten haben Sie bei der Zukunftswerkstatt Radionachrichten vorgestellt.  (mehr …)

Radionachrichten: So und anders.

Eine Geschichte (fast) ohne Wandel. (Teil 2)
Und deshalb Zeit, Neues zu probieren

Nachrichten im Radio klingen immer gleich. Mehr oder weniger. Im Prinzip jedenfalls hat sich wenig verändert, findet Dietz Schwiesau, der Wortchef beim MDR Sachsen-Anhalt. Und sein Rückblick auf die Anfänge der Nachrichten im (deutschen) Radio beweist das.

Deshalb will Dietz Schwiesau jetzt Neues ausprobieren in einerZukunftswerkstatt Radionachrichten“ vom 23. bis 25. Mai 2014 in Magdeburg. Ideen und Anregungen dafür sind via Twitter schon jetzt gefragt unter #newsneu.

Ausprobieren, experimentieren, Neues testen: Können Radionachrichten auch ganz anders klingen?

Das Ziel: Neue Impulse für Radionachrichten. So wie damals, als die Erkenntnisse eines Tübinger Professors die Radiowelt bewegten.

Dietz Schwiesau über den großen Nachrichten-Streit der 70er, der sogar den Bundespräsidenten und SPIEGEL-Redakteure beschäftigte und die Radiomacher wachrüttelte (Geschichte der Radionachrichten, Teil 2):
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Radionachrichten: So und nicht anders?

Eine Geschichte (fast) ohne Wandel. (Teil 1)
Und: Warum nicht mal Neues probieren?

  • „Die News in den ersten Satz“
  • „Wichtiges nach vorn“
  • „von hinten kürzbar,“ und
  • „in einfachen Worten“, bitte!

Die Regeln für (Radio)Nachrichten sind streng und klar. Seit Jahrzehnten schon. Viel Wandel war nicht in gut neunzig Jahren deutscher Radiogeschichte.

„Die Nachrichten klingen heute im Prinzip noch genau so wie 1923,“

sagt jedenfalls Dietz Schwiesau, der Wortchef beim MDR Sachsen-Anhalt.

Jetzt will er Neues ausprobieren. In einer „Zukunftswerkstatt Radionachrichten“ vom 23. bis 25. Mai 2014 in Magdeburg. Die Medienakademie von ARD und ZDF, die Politische Akademie Tutzing und der MDR Sachsen-Anhalt laden dazu RedakteurInnen vom Öffentlich-Rechtlichen und vom Privatfunk ein. Gemeinsam sollen und dürfen sie dann Nachrichten „mal anders“ machen. Attraktiver, verständlicher, erzählender zum Beispiel. Sie dürfen experimentieren, spielen, Neues testen. Eine Premiere in Deutschland. Und unbedingt nötig. Denn wie gesagt: In 90 Jahren Radio hat sich bei den Nachrichten sehr wenig getan.

Dietz Schwiesau über die Anfänge der deutschen Radionachrichten:
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Geplant lässig: Die Erzählreportage

Die 1LIVE-PlanB-Reportage
Oder:
Wieviel Arbeit es macht, O-Töne mit Plauderei zu verbinden.
Und warum sich das lohnt.

„Radio muss klingen wie erzählt.“ Das ist einer meiner Hörfunk-Glaubenssätze. Und nichts stört mich mehr als gezirkelte Sprecher-Texte ohne Leben drin. Gerade bei Reportagen.

1Live PlanB Reportage LogoDie 1LIVE-PlanB-Reportage hat mich dagegen sofort begeistert. Denn die Reportage ist hier ein Gespräch: Der Moderator fragt. Der Reporter erzählt – von seinen Recherchen, Erfahrungen, Ergebnissen. Ungekünstelt. Völlig natürlich. Im Hintergrund und als Ergänzung: Atmo und als Zuspieler Stimmen von vor Ort.

Ergebnis: Eine Erzählreportage, die einen gefangen nimmt, die einem Lust macht, dabei zu bleiben. Denn anders als der Vortrag „am Stück“, wirkt ein gutes Gespräch beim Hören einfach herrlich luftig, lässig, unbelehrend. Selbst dann, wenn es um ein so ernstes Thema geht wie „Doping und Leistungsdruck im Profisport“. Genau darüber hat Simon Kremer für 1LIVE reportiert.

Doch Achtung: Was so wundervoll dahergeplaudert klingt, muss man in Wahrheit akribisch vorbereiten. Warum und wie, erklärt Simon Kremer selbst.

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Viele Sprecher, viele Schnitte, eine Story

Lernen von der amerikanischen Sendung “Radiolab
Teil 2: Geschichten erzählen.
Von Tom Leonhardt

Im Deutschen denken viele bei dem Wort „Storytelling“ immer noch an Geschichten vorm Lagerfeuer.

In einigen Kreisen gilt das Wort – neben „Authentizität“ – als das nächste große Ding. Jad Abumrad und Robert Krulwich haben für Radiolab eine ganz besondere Art und Weise des Storytellings entwickelt, die ich in diesem Beitrag gerne etwas näher beleuchten möchte.

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„Ich kling‘ gar nicht wie ich!“

Warum klingen Anfänger-Beiträge oft unpersönlich und hölzern?
Und wie macht man’s besser?

Tipps zum richtigen Sprechen und Texten.

„Boah. Das klingt, als wär das gar nicht ich!“ Maxi Konang war irgendwie unzufrieden. Dabei hatte sie grade ihr erstes Stück fürs Uniradio abgeliefert – einen Beitrag über die „Leobots“, eine Truppe von Roboterfreaks und Techniktüftlern.

Aber was ist da bloß mit ihrer Stimme? Und wieso klingt das alles so unnatürlich streng und hölzern? Eben gar nicht wie sie selber. Maxi war ratlos und hat um Tipps gebeten.
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Gespräch 2.0: Wenn ich wirklich etwas wissen will

Lernen von der amerikanischen Sendung „Radiolab„.

500.000 US-Dollar Preisgeld für eine Radiosendung? Hier in Deutschland wäre das wahrscheinlich unmöglich. In den USA hat die Wissenschaftssendung WNYC Radiolab aber genau diesen Betrag gewonnen: Host Jad Abumrad wurde mit dem MacArthur „Genius“ Grant ausgezeichnet. In der Begründung schreibt die Jury, dass Jad mit Radiolab eine „neue Ästhetik des Radios“ entwickelt hat. Und recht hat sie!

Radiolab begeistert mich schon lange. Denn die Show bietet nicht nur ein innovatives, fürs Radio einzigartiges Sound Design und wunderschöne Geschichten, sondern auch eine Menge an modernen Storytelling-Methoden.

Über meine Liebe zu Radiolab und Twitter habe ich Tom Leonhardt kennen gelernt – einen begeisterten jungen Radiomacher, der für seine Bachelor-Arbeit die Besonderheiten der Radiolab-Sprache untersucht hat. In den nächsten Monaten wird er hier im Blog erklären, wie auch wir so cool, lässig, verständlich klingen können wie die Radiolab-Macher.

Das Geheimnis der Radiolab-Sprache, Teil 1
von Tom Leonhardt

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Nachrichten auf der Schippe

Müssen Radio-Nachrichten sein, wie sie sind?

Kollege Christoph Ebner, Nachrichtenchef beim SWR in Baden-Baden, hatte heute bei den Tutzinger Radiotagen die Lacher auf seiner Seite.

Es ging um Hörverständlichkeit. Also um die Frage, wie Nachrichten geschrieben und gesprochen sein sollten, damit beim Hörer auch viel hängen bleibt. Und die Radiomacher sollten in einem Workshop selber mal ausprobieren, wie sie’s besser machen können. Die ersten Anregungen dafür bekamen sie – eben – von Christoph Ebner. Auf wunderbar pointierte Art. Schön zu hören. Und schön zu lesen. (Hab mir die Mühe gemacht, es abzutippen)

Und bitte: Denkt Euch ein lachlauniges 90-köpfiges Auditorium  dazu! Have fun:  (mehr …)

Bitte übersetzen! (Und schmunzeln.)

Der ganz alltgägliche Sprachwahnsinn.

Eigentlich hatte ich eine ganz einfache Frage gestellt. Ich wollte vom Bundesverkehrsministerium wissen: Wie ungewöhnlich ist eine Fußgängerzone auf einer Bundesstraße? Gibt es das in einer weiteren Stadt außer in Nagold im Nordschwarzwald?

Nagold hatte nämlich (in Absprache mit dem Landesverkehrsministerium) entschieden: Auf unserer Marktstraße, die nun mal eine Bundesstraße ist, dürfen ab jetzt an Wochenenden und Feiertagen keine Autos mehr fahren. Und im Sommer sollen die Autos ganz draußen bleiben. Die Bundesstraße wird dann also quasi eine Fußgängerzone. Nicht gerade normal, dachte ich, und wollte eben sicher gehen: Ist das wirklich einmalig?

Wenn der Amtsschimmel wiehert...

Die Antwort ließ ein paar Wochen auf sich warten. Dann kam eine Mail, die mir geradezu ideal erscheint, um das radiotaugliche Übersetzen zu üben. Denn die Frage ist: Was steht eigentlich in dieser Mail? Und wie lässt sich das so sagen, dass der Hörer es versteht? Viel Spaß damit!

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Nicht nur berichten. Erzählen!

Lesetipp: „Storytelling für Journalisten“.
Damit lernen (auch) Radiomacher, wie man gute Geschichten erzählt.

Radio machen heißt Erzählen. Denn Menschen wollen Geschichten hören. Nicht Schlagzeilen. Nicht Zahlen. Nicht die blanken Fakten. Sondern Geschichten.

Nur: Was ist das eigentlich – eine gute Geschichte?

Genau das erklären Marie Lampert und Rolf Wespe in ihrem Buch „Storytelling für Journalisten“. Ein Buch mitten aus dem journalistischen Leben. Mit vielen Beispielen. Und handfesten Tipps. Zum Beispiel, wie man Kompliziertes wirklich anschaulich macht.
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Wenn Worte töten können…

Die Art, wie wir im Radio über Menschen berichten, die sich umgebracht haben oder umbringen wollten, kann weitere Menschen das Leben kosten.  Wie man es richtig macht, lehrt die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention.

Ich weiß, es fällt uns Radiomachern (und allen anderen Medienschaffenden) schwer: Da versucht am Wochenende ein bekannter Fußball-Schiedsrichter, sich vor einem Spiel das Leben zu nehmen. Das Spiel muss abgesagt werden. Die Geschichte ist in der Welt. Sie hat Folgen für viele andere.  Und auch wenn sonst in vielen Redaktionen die Regel gilt: „Über Suizide und Suizidversuche berichten wir nicht.“  Verschweigen kann man so einen Zwischenfall nur schwer. Aber man kann sich wenigstens bemühen, die richtigen Worte dafür zu finden. Und die sollten in so einem Fall sparsam sein. (mehr …)

Was ist da eigentlich passiert?

Überlegungen zu einem einzigartigen Interview mit Heiner Geißler im Deutschlandfunk

Es gibt Momente, da hört man Radio und hält die Luft an: Das Interview vergangenen Dienstag (2. August) mit Heiner Geißler im Morgenmagazin des Deutschlandfunk (DLF) war so ein Moment. Denn wie oft passiert es schon, dass sich Moderator und Interviewpartner in die Wolle kriegen? Und das live auf Sendung?

Eine Sternstunde des Radios. Keine Frage. Aber war es auch eine Sternstunde des Journalismus?

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Sag’s einfach. – Gern. Aber wie?

Unter www.leichtesprache.org gibt es Tipps, die auch Radiomachern helfen, bessere Texte zu schreiben. Solche, die man auf Anhieb besser versteht. In „leichter Sprache“. Erfunden haben die nicht Radiomacher. Sondern Leute, die Menschen mit Lernschwierigkeiten helfen. Solche Menschen tun sich nämlich oft schwer mit verschachtelten Sätzen. Mit komplizierten Wörtern. Mit abstrakten Ausdrücken. Doch mal ehrlich: Eigentlich tun wir das alle. Oder was genau haben WIR nach einmal Hören verstanden, wenn uns ein Nachrichtensprecher im Radio folgenden Meldung vorliest: (mehr …)

Landwirte mit Durchfall? – Das Problem „Leadsatz“

Er ist kurz. Er ist bündig. Man hört ihn einmal und kann ihn wiederholen. Kurz: Er hat alles was ein guter Leadsatz braucht. Der Satz:

Die Bauern in Baden-Württemberg leiden zunehmend unter den EHEC-Infektionen.

Trotzdem hat mich der Satz heute auf dem Weg zur Arbeit amüsiert. Denn hoppla: Haben die baden-württembergischen Landwirte jetzt alle Durchfall? Natürlich nicht! Es heißt ja, sie leiden „unter“ nicht „an“ den Infektionen. Trotzdem: Die Formulierung klingt unfreiwillig komisch, ist aber offenbar weit verbreitet. (mehr …)