Radio Duisburg beweist: Es muss nicht immer Hollywood sein.
Auch schlichte Audio-Slide-Shows wirken.
Zu aufwändig. Zu speziell. Zu teuer. Es gibt viele Argumente, mit denen Radiomacher sich gegen Audio-Slide-Shows wehren. Trotz der vielen Vorteile. Und trotz der vielen bestechenden Beispiele, die belegen, dass Audios im Netz erst mit Bildern wirken.
Um so erfreulicher, dass Radio Duisburg sich jetzt an eine ganze Audio-Slide-Show-Serie traut. Eine ohne großen Aufwand. Aber mit Wirkung. „Einer von 500.000“ heißt sie.
Jede Woche stellt der Sender darin Menschen aus Duisburg vor. Menschen, die Mut machen sollen und die was bewegen in der Stadt. Eine Portraitserie also. Und damit ein Klassiker fürs Audio-Slide-Show-Format. Denn Menschen erzählen lassen und ihre Gesichter zeigen, hat von jeher Sogwirkung.
Das belegen auch die Klickzahlen: Gut 2.000 Mal wurden die bisherigen sechs Slide-Shows aufgerufen, sagt Macherin Catrin Altzschner. Für ein Stadtradio respektabel.
Zugegeben: Vieles an der Radio-Dusiburg Serie ist noch verbesserungswürdig. So sind die ASS zum Beispiel nur auf der sendereigenen Seite zu sehen. Und nur im kleinen Format. (Jedenfalls muss man die bildschirmfüllende Version mühsam suchen.) Die volle Wirkung kommt so nicht zur Geltung. Und das Teilen und Weiterempfehlen ist umständlich. Schneller und mit mehr Effekt ginge das wohl über einen eigenen Radio Duisburg-youtube-Kanal. Gut verschlagwortet ließen sich die Audio-Slide-Shows dort besser finden. Sie könnten über den bestehenden Hörerkreis hinaus werben für den Sender.
Aber sei’s drum. Der Anfang ist gemacht. Und das nur, weil eine Volontärin nicht locker gelassen hat. Denn zu verdanken hat Radio Duisburg sein Projekt Catrin Altzschner – einer junge, neugierigen Radiomacherin. Und die sagt: Soooo aufwändig ist das alles gar nicht.
Hier ihr Erfahrungsbericht:
Catrin Altzschner ist Volontärin bei Radio Duisburg. Wollte eigentlich zum Kindertheater oder Pathologie studieren. Dann wurden Germanistik und Geschichte draus. Jetzt macht sie Radio mit Leidenschaft.
Audio-Slide-Shows sind ihr eine Herzensangelegenheit. „Schade“, sagt sie, „dass sich so wenige Radiomacher für die Arbeit mit Bildern interessieren.“
Am schwierigsten war das Anfangen. Das „Endlich-Machen“. Denn begeistert war ich schon lange. Und immer wieder hatte ich mir die „berlinfolgen“ der taz angeguckt, sie für anbetungswürdig gehalten, aber selbst nicht den Anfang gewagt.
Dann hat nach einem halben Jahr die Radio Duisburg-Facebook Pinnwand den Anstoß gegeben. Denn täglich wurde da gejammert über Duisburg und die schwierigen Verhältnisse. Und ich dachte: Mein Gott, ich leb aber gern hier in Duisburg! Jedenfalls bin ich spätestens mit dem zweiten Bier in der Hand in einer Düsseldorfer Kneipe durch und durch Lokalpatriotin! Warum das nicht weitergeben? Und warum das nicht andere Leute machen lassen?
Eine Portraitreihe von Menschen, die gern in Duisburg leben, die Ideen, Wünsche, Ängste und Visionen haben. Die Idee und das Konzept zu „Einer von 500.000“ waren geboren: Eine Audio Slide Show pro Woche plus Steckbrief und O-Ton-Collage OnAir. (Letzteres würde ich mir eh viel öfter im Radio wünschen, weil es für mich so nah am Menschen ist.)
Ich gestehe: Der Anfang war (ein bisschen) schwer. Aber heute laufen meine Termine so ab: Ich treffe mich mit der Person. Mache meist erst die Fotos, um ein bisschen warm zu werden. Manchen Menschen ist das unangenehm, andere gehen damit natürlicher um. Danach führe ich das Interview. Dafür plane ich insgesamt 30 Minuten bis eine Stunde ein.
Ich bin keine gelernte Fotografin, aber viele Homepages im Netz helfen, dass Auge zu schulen und geben eine gute Einführung in die klassische Bildgestaltung. „Trial and Error“ tun den Rest.
Am Anfang bin ich häufiger mit Bildern heimgekommen, die sich als unbrauchbar erwiesen haben: Hässliche Fluchten. Abgeschnittene Köpfe. Komische Gegenstände im Hintergrund. Aber es wird besser.
Keine Angst übrigens vor ein bisschen Inszenierung. Ich weiß, uns Radiomachern liegt das nicht so. Zur Not muss aber mal etwas aufgeräumt, Stühle verrückt und der Fotografierte neupositioniert, das Hemd gezupft und das Doppelkinn weggereckt werden. Das war mir am Anfang auch unangenehm, aber man findet rein in diese Rolle. Irgendwie ist es ja nichts anderes als am Ende das tausendste „äh“ wegzuschneiden oder die ganz dumme Antwort. Nur, dass das in dem Fall schon vorher passieren muss.
Außerdem bitte ich um privates digitales Fotomaterial der Leute. Ich habe keine Zeit, den Fußballcoach, den Jäger, etc. einen ganzen Tag oder länger zu begleiten. Auch wenn die privaten Bilder oft von geringerer Qualität sind, machen sie die ASS doch lebendiger. Mich in Schönheit zu ergehen, kann ich mir nicht leisten.
Meine Waffe: Die „Sony Exmor – Cyber Shot“. Einfach zu bedienen in den Grundeinstellungen und selbst da ein gewisses Tiefenschärfespiel möglich. Ausbaufähig für Ambitionierte, die sich mit ISO-Zahlen etc. auskennen. PUNKT.
Die ASS erstelle ich bei „Adobe Premiere Elements“. Ich bin nicht der geborene Autodidakt und hasse es, mich in irgendwas einlesen zu müssen, komme mit dem Programm trotzdem und bisher ohne große Hilfe von außen klar. Für mich Grund genug, es weiter zu benutzen.
Am Anfang habe ich mir sehr viel Arbeit gemacht und unterschiedliche Beiträge für OnAir und die Slideshow erstellt. Das war aber sehr arbeitsintensiv. Mittlerweile produziere ich erst die Radiobeiträge und benutze dann die O-Ton-Collage eins zu eins für die ASS. Das hat den Vorteil, dass ich mich eh wohler mit den reinen Audioschnittprogrammen fühle und die auch ehrlich gestanden übersichtlicher finde, um aufwendiger mit Musik auszuproduzieren. Von da an werden nur noch die Fotos drauf gelegt. Zack! Fertig!
Mein Arbeitsaufwand pro Audio-Slide-Show: ein halber Arbeitstag. Manchmal auch schneller. Viel schneller. Also nicht verzweifeln, wenn man sich beim ersten Mal noch ewig durch die Shortcuts und Ansichten quält.
Inzwischen bin ich überzeugt, dass Audio-Slide-Shows gut zu uns Hörfunkern passen. Wenn man bedenkt, dass die Audio-Slide-Show aus drei Komponenten besteht – O-Ton, Musik, Bild – dann wir klar: Mit zweien davon kennen wir uns doch schon mal ziemlich gut aus! Die Dritte, das Bild, sehe ich persönlich als neue Herausforderung und vor allem als neue ästhetische Ausdrucksform und Spielwiese – und ich liebe es.
Ja, meine Beiträge erreichen nicht das Niveau der „berlinfolgen“ der taz. Trotzdem funktionieren sie. Seit Juli wurde die Seite gut 2.000 Mal aufgerufen. Das ist ein schönes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass wir wenig Teasing OnAir hatten und es einem unsere Homepage – zugegeben – nicht unbedingt leicht macht.
Am Ende heißt es doch, wir müssen Wege und Mittel finden, mit neuen Ideen und Angeboten in die Online-Schlacht zu ziehen. Klicks zu generieren. Die Audio-Slide-Show ist ein einfacher Weg, tolle Mehrwerte zu schaffen, Online und OnAir zu verbinden. Dafür muss man sich aber wohlmöglich von dem Anspruch befreien, es perfekt machen zu wollen, weil es nicht in den Zeitplan passt. „Machen“ ist jedenfalls das Stichwort und um den Kreis zu schließen: „Anfangen“.
„Was machen“ ist immer besser als nur zu planen, deswegen schonmal vom Grundsatz Daumen hoch. Das Ergebnis steigert sich doch automatisch mit der Übung.
Beim Ansehen hatte ich ein wenig mit dem Videoplayer zu kämpfen. Die Berlinfolgen setzen da auch auf einen externen Videohoster. Hat Radio Duisburg einen eigenen Channel bei Vimeo oder YouTube?
Leider nein. Das war ja auch mein Kritikpunkt. Finde auch, dass die ASS durch diesen schmalbrüstigen, eingebundenen Player unter Wert verkauft werden.
Hallo Michael, ein eigener YouTube Channel war schon mal in der Diskussion. Bisher hatte man sich – trotz sehr unterschiedlicher Meinungen – aus Angst vor sinkendem Traffic auf der hp dagegen entschieden. Vielleicht regt aber auch diese Diskussion hier noch mal zum Nachdenken an :)