Mein erstes mal… (Teil 6)

RadiomacherInnen und Ihre Anfänge – eine Mutmachserie.
Heute mit
Ersten Nachrichten (Campusradio Hertz 87.9, Februar 2004) von

Felix Gebhardt PortraitFelix Gebhardt: Felix Gebhardt ist ein 87er und ossimilierter Bielefelder mit Jura-Bachelor und Hörfunk-Master. Seit einigen Jahren schreibt und spricht er Nachrichten im MDR. Er ist manchmal sehr perfektionistisch und probiert gerne Neues aus.

Das mit den Nachrichten hat tatsächlich schon mit 16 angefangen: Hochschulmeldungen für Bielefeld. Im Schülerpraktikum konnte ich endlich richtiges Radio machen. Das Campusradio Hertz 87.9 war also mein erster Anschub und das hat mir hörbar auch etwas den Atem geraubt.

Der Tag an dem ich zum ersten Mal Nachrichten schreiben und sprechen durfte war wohl der aufregendste im ganzen Praktikum. Ich war damals völlig baff, dass ich als Schülerpraktikant ans Mikro gelassen wurde. Daran hatte ich vor dem Praktikum nicht ernsthaft geglaubt.

 

Damals hatte ich noch die Sorge, dass ich keine Themen finden würde oder der Zeitdruck mich auffrisst. Dagegen hilft am besten: Weiter am Ball bleiben und an sich glauben. Mit der Zeit kommt die Gelassenheit und auch die Gewissheit, dass Nachrichten nicht jeden Tag denselben Stellenwert haben. Aber durch die sozialen Netzwerke gibt es andererseits so viele Möglichkeiten, Geschichten zu erzählen oder Service-Meldungen zu finden. Dieser Spruch spornt mich immer wieder an: „Alle Köche sind beschissen, die sich nicht zu helfen wissen.“
 
Meine Radiosprache hat sich nach 11 Jahren natürlich auch weiterentwickelt, nicht zuletzt duch ständige Selbstreflexion und die Motivation, Nachrichten leicht verständlich und auf Augenhöhe zu erzählen. In einem Campusradio würde ich heute versuchen, lockerer und einfacher zu sprechen. Vielleicht würde ich heute sogar die Sex-Shop-Meldung an die Spitze stellen und den Gesprächswert vor den Nachrichtenwert stellen. Für mich inzwischen ein Hinhörer, der andere Studenten auch noch motivieren kann, verrückte Ideen anzupacken. Heute würde ich auch fieberhaft nach einem O-Ton von den Studentinnen suchen oder mich trauen, einen knackigeren Einstieg zu texten á la „Dildos und Gummipuppen in der Abschlussarbeit.“ Aber das ist letztendlich auch Geschmackssache und muss zum Sender passen.
 
Fakt ist, wenn das Rotlicht angeht bei MDR SPUTNIK oder MDR INFO, spüre ich heute immer noch etwas Nervenkitzel. Ohne wäre auch langweilig. Und auch der Zeitdruck ist immer noch da. Aber ich bin sehr viel gelassener und routinierter geworden, auch weil ich nie aufgehört habe zu fragen.

Weitere schönschlimme Erstlinge übrigens erwünscht. Hier lang, bitte.
Zu den bisherigen Erstlingen da lang, bitte.