Wie klingt (D)eine Stadt?

Eine einfache Radio-Übung zum Nachmachen.

Was ist eigentlich bei Dir vor der Haustüre los? Also in Deiner Stadt? Was muss man gesehen, geschmeckt, erlebt haben, wenn man Deine Stadt besucht? Und warum? Genau diese Fragen hat Sophie Knoll für ein Schulradio in Bamberg beantwortet. Natürlich FÜR Bamberg. Das Ergebnis: Ein sehr gelungenes Stadt-Portrait, das schon ziemlich professionell klingt.

Besonders gelungen finde ich Sophies Reportage-Passage auf der Regnitz-Brücke: Sehr einfach getextet. Einfach gesprochen. Sehr natürlich präsentiert. Man kann sich prima vorstellen, wie sie da gerne in der Sonne sitzt und aufs Wasser schaut. Oder wie sie in der Stadt ein Eis genießt.

Die Reporterin gibt dem Stück eine persönliche Note. Sie ist und bleibt die Abiturientin und 19jährige, die sie ist. Sie tut nicht als wär sie eine Stadtführerin, die wieder nur erzählen würde, was auch andere erzählen.

So sieht Bamberg aus. Aber wie klingt es?

Sehr professionell auch der Einsatz von Geräuschen und Atmo: Immer wieder sind Schritte zu hören, das Plätschern der Regnitz, Gemurmel. Man hat das Gefühl dabei zu sein. Mitten in Bamberg.  Als würde man selbst mit den Menschen sprechen.

Die Geräusche und Atmos geben dem Beitrag Leben. Sie nehmen den Hörer mit ins Geschehen und lassen Bilder im Kopf entstehen.

Ganz gut gefällt mir auch die Idee, einzelne Passagen mit Musik voneinander zu trennen: Das lässt dem Beitrag und damit dem Hörer Luft. Man kann das Gehörte wirken lassen. Manchmal dürfte die Musik dazu fast ein bisschen länger zu hören sein. Und insgesamt dürfte sie etwas markanter sein. 

Musik, die zu gleichförmig klingt, wirkt schnell langweilig. Dudelig. Es ist nicht erkennbar, warum diese Musik jetzt zu diesem Stück gehören soll. Sie „sagt nichts aus.“ Sie wirkt beliebig.

Oft wirkt mitgeschnittene Atmo-Musik besser. Authentischer. Lebendiger. Vor allem an der Stelle, wo auch im Text von Straßenmusikern die Rede ist, hätte sich Musik von vor Ort angeboten.

Singt der Bamberger Gondoliere?

Schade finde ich, dass die Antworten reine Aufzählungen sind. Also: „Ich geh am liebsten dahin. Ich dorthin. Ich empfehle dieses Lokal. Ich kehr am liebsten dort ein.“ Mal Kneipen. Mal Bäcker. Mal Nachtlokale. Stattdessen hätte ich mir an vielen Stellen gewünscht, dass die Reporterin sich einfach einhakt und dann mit den Tipp-Geber zusammen dorthin geht. Oder dass sie ganz einfach selber nochmal überprüft: Stimmt das, was die Gesprächspartner sagen? Schmeckt die heiße Schokolade im Café Rondo wirklich so „puddingmäßig“ wie versprochen? Und wie ist die Stimmung, wenn in der „Schwarzen Katze“ die letzten Nachtschwärmer abhängen?

Reine Aufzählungen wirken schnell ermüdend. Die O-Töne sollten immer wieder neuen Anreiz zum Hinhören geben. Neue Situationen. Aktionen. Eindrücke.

Wirklich gestört haben mich übrigens die stark ausgeblendeten O-Töne.  Denn dazwischen entsteht jedesmal ein „Loch“, also absolute Stille, die einen als Hörer immer wieder aus der Situation reißt. Das ist besonders schade, weil der Beitrag ansonsten sehr schön geschnitten und gemischt ist.

O-Töne am Ende abzublenden („zu faden“), wirkt oft elegant. Man sollte sich aber auch bewusst sein, dass Fades den Beitrag bremsen. Sie nehmen Tempo aus dem Schnitt und wirken tendenziell etwas künstlich und künstlerisch. Denn im normalen Leben gibt es keine Fades. Gerade bei einer Reportage, die dem Hörer das Gefühl vermitteln soll, mitten im echten Leben dabei zu sein, wirken „ehrliche“ harte Schnitte natürlicher.

Insgesamt ist Sophies Stadt-Portrait aber eine tolle Sache. Und eine klasse Übung, die sich einfach nachmachen lässt. Also: Ran ans Mikro, raus auf die Straße. Und weitere Beispiele gerne an mich.

Übrigens: Weitere Übungen gibt’s hier. Hörbeispiele da.
 
 

Fotos von
1) zaolian: ″Bamberg Brück″
2) Swordfish-Yang: "Gondel in Bamberg"
Some rights reserved. Quelle: http://www.piqs.de

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